Komunizieren und Einkaufen an einem Ort

Dienstag, 14.09.2004

Mit Fördermitteln von LOS (lokales Kapital für soziale Zwecke) konnte die Markthalle Oberilp realisiert werden. Start war gestern. Geöffnet ist sie immer dienstags und freitags.

Hell und freundlich wirkt die Halle. Einige Menschen plaudern an Stehtischen miteinander bei einer Tasse Kaffee oder Tee, andere schauen sich an den Ständen um. Die bieten Verlockendes: Obst und Gemüse, Sportschuhe, Kleidung für Kinder und Erwachsene. Selbst Kleinmöbel und Teppiche kann man erwerben.

Nichts erinnert mehr an die Räumlichkeit, die nach dem Weggang von "Edeka" siebeneinhalb Jahre leer stand. Deren Scheiben mittlerweile blind bzw. durch Plakatierung verdreckt waren, deren Boden im Inneren mit einer dicken Staubschicht bedeckt war. Eine einstöckige Immobilie älteren Datums, die für Investoren unattraktiv blieb, die die Stadt schließlich kaufte, aber auch keinen geeigneten Pächter dafür fand. Ein "Schandfleck" am Oberilper Europaplatz, der ja vor einiger Zeit mit erheblichem Aufwand attraktiver gestaltet worden ist.

Bis zur Open-Space-Veranstaltung im Frühjahr: Da kam aus der Bürgerschaft der Oberilp die Idee, in der Halle einen Markt zu etablieren. Die Diakonie Niederberg, sprich der Verein "Beratung und Projekte Velbert" (bepro) nahm sich der Organisation an. Gemeinsam mit Stadtteilkoordinator Thomas "Duffy" Langmesser und Stadtteilmoderator André G. Saar sowie einer Initiativgruppe aus Oberilper Bewohnern wurde überlegt, wie das Projekt zu realisieren ist. Im Rahmen von LOS (lokales Kapital für soziale Zwecke) konnten dann die Finanzierung sicher gestellt und die entsprechenden Mitarbeiter gewonnen werden.

Zehn bis zwölf Leute, erzählt Jürgen Sevecke, stellv. Geschäftsführer von bepro, hätten zunächst in einer Renovierungsphase den desolaten Zustand der Halle beseitigt. Sie kamen aus der "Werkstatt", einem Beschäftigungsprojekt der Diakonie. Im "laufenden Betrieb" der Markthalle werden nun Sozialhilfeempfänger aus dem Stadtteil eingesetzt. Sie werden ebenfalls durch den Verein qualifiziert.

Zweimal - dienstags und freitags - hat die Markthalle von 8 bis 12 Uhr geöffnet. "Wenn der Zuspruch da ist, würden wir gerne, vielleicht dann samstags, einen Flohmarkt anbieten", berichtet Sevecke über weitere Überlegungen. Dass sich das neue Angebot schnell in der Oberilp herumspricht, davon sind er und Diakonie-Geschäftsführerin Dagmar Czerny überzeugt. Nicht nur wegen der vielen Handzettel, die verteilt wurden.

Die Markthalle bietet nämlich einen attraktiven Treffpunkt an: Kommunizieren und Einkaufen an einem Ort. Bekannte Gesichter wie das des türkischen Lebensmittelhändlers erleichtern den Zugang. Vertraute Angebote wie der Schnäppchen-Laden der Diakonie (Kirchplatz) oder die Möbel-Auswahl der "Werkstatt" finden sich hier neben neuen interessanten Anbietern.

Da ist zum Beispiel Birgit Schöneberg aus der Unterilp. "Ich bin um die Ecke zuhause", sagt die Kunstgewerblerin, die an ihrem Stand individuell gestaltete Rahmen und Kacheln sowie persönliche Türschilder feil bietet. Sie ist am gestrigen Eröffnungstag mit viel Enthusiasmus dabei. "Zwei Aufträge habe ich schon", verkündet sie stolz.

Auf diese Art von Initiative setzen die Organisatoren. Weitere Stände sollen bald hinzukommen, die Halle zum Anziehungspunkt am Europaplatz machen. "Natürlich muss sich das für die Anbieter rechnen", ist sich Dagmar Czerny bewusst. Bis Ende Juni 2005, wenn die LOS-Förderung ausläuft, hofft sie, dass sich das Projekt verselbstständigt hat und allein überlebensfähig ist.

So sieht´s auch der neue Beigeordnete Michael Beck, der am Eröffnungstag ebenfalls vorbeischaut. "Die Stadt hat kostenlos die ´Ziegelsteine´ zur Verfügung gestellt, der Träger bepro hat den schlimmen Leerstand hier beseitigt. Nun ist es an den Bewohnern, den Markt mit Leben zu füllen." Je selbstständiger die Markthalle werde, desto eher sei auch der "Maßnahmencharakter" nicht mehr spürbar. P.T.

14.09.2004 Blickpunkt Markthalle Oberilp

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